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Von den Reichen nehmen – den Armen geben!

Der Event Circle im FIFA Museum in Zürich sollte ein sehr prägender Sommeranlass sein. Die Ausführungen des Chirurgen Enrique Steiger über seine fast 30-jährige Erfahrung in über 23 Konfliktgebieten mit unzähligen humanitären Einsätzen liessen niemanden unberührt.

Text: Michael Hutschneker

Seit der Bekanntgabe des Programms für den dritten «Event Circle» im laufenden Jahr war allen Interessierten bewusst: Der 6. September wird ein ungewohnter, ja vermutlich ein nicht ganz einfach zu verarbeitender Abend. «Humanitäre Hilfe im 21. Jahrhundert», so der Titel der Ausführungen des Facharztes für Plastische- und Wiederherstellungschirurgie und Traumatologie und allg. Chirurgie FMH, Dr. Enrique Steiger. Seit 1989 in zahlreichen humanitären Einsätzen als Delegierter und Arzt für das Internationale Komitee des Roten Kreuz (IKRK), UNDO, OSCE in Konfliktregionen wie Namibia, Angola. Ruanda, Burundi, Bosnien, Kosovo, Afghanistan, Pakistan, Syrien, Irak und vielen mehr und u.a. auch Gründer und Präsident der Swisscross Foundation. Wie kommt ein Schönheitschirurg der in Zürich, Dubai und Los Angeles die Schönen und Reichen dieser Welt operiert dazu, sich seit mehr als 30 Jahren in den schwierigsten und gefährlichsten Kriegs- und Konfliktgebieten um Kriegsopfer und die Ärmsten dieser Welt zu kümmern?

Kick and Meet

Bevor Judith Wernli dem Gastreferenten das Wort übergab, begrüsste die Moderatorin nach ersten ungezwungenen Gesprächen bei einem Willkommensdrink knapp 50 Event-Profis im FIFA Museum in Zürich. Wie üblich, durfte dabei auch die Erwähnung der Partner und Sponsoren nicht fehlen. Es sind dies der Verbandspartner Blasto, die Service Partner Bataillard, Expomobilia, Feldner Druck, Mix Max Music, Neuerdings Eventdesign, Photo Bettinger, Plot Factory, Smartec, Ticketino, Viven und neu die ZFV Gastronomiegruppe, die Medien Partner Mice-tip und Smartville Digital sowie der Location Partner FIFA Museum. In kurzen Worten begrüsst wurden die Anwesenden auch von Simon Vikoler. Dabei betonte der Sales Manager des FIFA Museums, dass im WM-Jahr natürlich besonders viele Aktivitäten stattfinden. So werde u.a. eine zusätzliche temporäre Ausstellung ab November über die weltweit 211 Fussball-Kulturen berichten. Um nicht unerwähnt zu lassen, dass das Museum beim Bahnhof-Enge auch über zahlreiche Meeting- und Eventräume für Anlässe zwischen 10 und 600 Personen verfügt – inkl. vielseitigem Entertainment- und Cateringangebot.


Fokus auf notleidender Bevölkerung

Er wolle in etwas Einsicht geben, wo man sonst kaum Einsicht hat, meine der Gastreferent zu Beginn seiner Ausführungen. Nämlich um das, was mit den Menschen in den Krisen- und Kriegsregionen geschieht und um diejenigen, die sich um diese Menschen kümmern. Beispiele gibt es weltweit seit Jahrzehnten leider mehr als genug. Die hauptsächlichen Gründe für die Konflikte und Kriege sind gemäss Steiger die Überbevölkerung, der Klimawandel, Wasserknappheit, Umweltverschmutzung, Cyberkriege, Armut, Terrorismus und Extremismus. «Diese Themen beschäftigen uns seit Jahren und es gibt für das alles immer noch keine Lösung», so der Referent. Auch weil sich die Weltbevölkerung der acht Milliarden-Grenze nähert, würden sich die grossen Kriege künftig vor allem um das Wasser drehen. Und die Lösung aller Probleme: «Sicher nicht die Politik und Diplomatie!»

Die 2 bis 3 Millionen Flüchtlinge aus Afghanistan: Sie alle brauchen Hilfe. Ebenso die 12 Millionen Flüchtlinge aus der Ukraine. Ein solches Ausmass habe es noch nie gegeben. Auch sie und viele weitere leidtragende Menschen weltweit sind auf Hilfe von medizinischen Fachkräften angewiesen. Steiger setzt denn bei seiner Zielsetzung den Fokus auf die notleidende Bevölkerung. Gefordert ist Professionalität. Will heissen, es können in den Kriegsgebieten und unter der steten Lebensgefahr nur Ärzte mit einer sehr breiten Ausbildung eingesetzt werden. In unseren Regionen gäbe es diese jedoch kaum mehr. Vermehrt seien derartige Mediziner in den betroffenen Ländern zu finden.

«Ich will keine armselige Medizin!»

Hört man die Ausführungen von Steiger und sieht man die erdrückenden Bilder aus den Konflikt- und Kriegsregionen stellt sich die Frage, wie Hilfe in Zukunft überhaupt noch möglich sein wird. «Wir lassen uns nicht ganz entmutigen», so der Chirurg, «und haben deshalb auch vor acht Jahren die Swisscross gegründet.» Ziel dieser humanitären Organisation ist der Schutz und die Unterstützung von medizinischem Personal vor Ort. Zu erreichen auch mit der Schaffung von lokalen Ausbildungszentren. Steiger: «Es braucht keine weissen Ritter aus dem Westen!» Das sei nicht nachhaltig. Als Beispiel nannte der Referent ein Projekt in Afghanistan welches er in Zusammenarbeit mit dem Kinderspital Zürich während acht Jahren betreut hat. Dieses Zentrum zur Behandlung von Verbrennungen bei Kindern sei vor einem halben Jahr wieder reaktiviert worden. Geplant von der Swisscross für das kommende Jahr in diesem Spital sind die Behandlung von Verbrennungen, die Kieferchirurgie, die plastische Wiederherstellungschirurgie und die Orthopädie. Um nochmals die wichtigsten Ziele von Swisscross hervorzuheben: Die Verfügbarkeit von qualifiziertem medizinischen Personal und der geforderten Qualität der medizinischen Grundversorgung. Steiger: «Ich will keine armselige Medizin mehr für arme Menschen!» Und wie schafft Steiger den Spagat zwischen seiner Arbeit als erfolgreicher Schönheitschirurg und seinen jährlichen zwei bis drei Monate dauernden Einsätzen als humanitärer Helfer in den Konflikt- und Kriegsgebieten? «Ich nimm es von den Reichen und gib es den Armen...».


Nachdenklicher Ausklang

Mit der Überleitung zur Führung durch das FIFA Museum und zum gemütlichen Beisammensein unter bekannten EMC-Profis und der Möglichkeit, neue Kolleginnen und Kollegen kennenzulernen, wurde der offizielle Teil abgeschlossen. Der vom Gastgeber gereichte ebenso vorzügliche wie grosszügige Apéro riche liessen den sehr eindrücklichen Abend zwar nachdenklich aber auch gemütlich ausklingen.



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